Harry Hole – unerbittlich wie nie.
Harry Hole hat alle Brücken hinter sich abgebrochen. In Los Angeles trinkt er sich als einer der zahllosen Obdachlosen fast zu Tode. Hin und wieder hilft er Lucille, einer älteren Filmdiva, die einem Drogenkartell eine Million Dollar schuldet.
Zur gleichen Zeit werden in Oslo zwei Mädchen ermordet. Beide feierten auf der Yacht eines stadtbekannten Immobilienmaklers. Kommissarin Katrine Bratt fordert Harry Hole an, doch die Führungsetage der Polizei hat kein Interesse an dem Spezialisten für Mordserien. Der Makler hat weniger Skrupel und bietet Hole als privatem Ermittler ein Vermögen, um seinen Ruf zu schützen.
Hole willigt ein, denn er sieht eine Chance, Lucille freizukaufen, und sucht sich ein Team, bestehend aus einem Kokain-dealendem Schulfreund, einem korrupten Polizisten und einem schwer an Krebs erkrankten Psychologen. Die Zeit läuft, während über Oslo ein Blutmond aufzieht.
Der 13. Teil der Harry-Hole-Krimis wird fesselnd gelesen von Uve Teschner.
Die Geschichte beginnt damit dass Harry Hole, in Los Angeles, der alternden Filmdiva Lucille aus der Patsche helfen möchte. Dafür muss er Geld auftreiben. So gelangt er wieder nach Oslo und in die Ermittlungen um zwei tote Frauen.
Wie man es ja kennt ringt Harry mal wieder während der ganzen Geschichte mit seiner Alkoholsucht. Aber dieses Problem hindert ihn nicht scharfsinnig vorzugehen. Auch die Vergangenheit, Handlungen aus den Vorgängerbänden, werden immer mal wieder angesprochen. Wie gewohnt, gibt es auch in diesem Teil mehrere Handlungsstränge bzw. Sichtweisen. So wird die Geschichte zwischendurch aus des Täters beschrieben. Nach und nach kommt das Motiv des Mörders zu Tage. Anders herum wird der Leser, in Bezug des Täters, mehrfach in die Irre geführt. Das hat mir sehr gut gefallen. Erst ganz am Ende kommt die wahre Identität heraus. Somit ist die Story von Anfang bis Ende spannend und es gab noch einen Cliffhanger.
Uwe Teschner hat mir als Sprecher sehr gut gefallen. Er konnte die verschiedenen Stimmen sowie auch Stimmungen gut hervorheben. Sein Leserhythmus und seine Stimmlage habe ich als angenehm empfunden.
Fazit: Ein top Thriller um Harry Hole. Dunkel und spannend wie immer.
Nesbø könnte besser, aber als Hörbuch stimmig
Bewertung aus Speyer am 20.12.2022
Bewertet: Hörbuch-Download
Nach einer Pause und einigen Ausflügen zu anderen Figuren schickt Jo Nesbø Harry Hole wieder ins Rennen. Er lebt inzwischen „unter der Brücke“ in Los Angeles, säuft und das gern mit Lucille, einer in die Jahre gekommenen Schauspielerin mit Schulden bei einem Drogenkartell. Vermutlich würde er sich so einfach zu Tode saufen, geschähen nicht in Oslo zwei Morde, deren Ermittlungen bei Katrine Bratt liegen: Auf der Yacht eines Immobilienmaklers kommen zwei junge Frauen um und er ist verdächtig, was ihn dazu veranlasst, Harry eine hohe Summe anzubieten, um ihn zu entlasten. Mit dem Ziel, Lucilles Schulden zu begleichen, lässt Harry sich auf die Sache ein und stellt sein ganz eigenes Ermittlerteam zusammen, gegen das sich die Suicide Squad wie eine Krabbelgruppe ausnimmt …
Skandinavische Krimis/Thriller und Nesbøs im Besonderen haben es in sich. Das sollte man immer wissen, wenn man zu ihnen greift. Auch sollte man wissen, dass der Protagonist als Inbegriff des einsamen Wolfes ein ausgewachsenes Alkoholproblem hat (und deshalb hier den einen oder anderen sentimentalen Anfall hat) – inwiefern man da glauben mag, dass Hole immer noch ein brillanter Analytiker ist, lasse ich mal offen. Aber als jemand, der die Reihe oder zumindest große Teile davon verfolgt hat, ist einem das ohnehin egal: Man will wissen, wie es mit diesem (Anti-)Helden weitergeht. Die Truppe, die Harry zu seinen Ermittlungen um sich schart, ist ähnlich kaputt wie er: Da wäre der Psychologe Ståle Aune, mit dem Harry schon in früheren Fällen zusammenarbeitete und nun aus einer Krebsklinik holt, Harrys Jugendfreund Øystein Eikeland (aus der Taxi- in die Drogenbranche gewechselt) und den korrupten und wohl daher freigestellten Polizisten Truls Berntsen. Schon die Figurenkonstellation besagt, dass die Ermittlungen von der eher unkonventionellen Art sind. Gewohnt ist man von Nesbø einen spannenden Plot mit zahlreichen falsch gelegten Fährten, flüssig erzählt und einiges davon trifft man auch hier an: Flüssig erzählt ist „Blutmond“ weitgehend (und man könnte die Geschichte ohne Kenntnis der Vorgänger lesen, als Einsteigerband wäre sie jedoch denkbar schlecht geeignet), erst zum Schluss fügen sich die Handlungsstränge zur Auflösung zusammen, sodass eigentlich alle Voraussetzungen für eine spannende Lektüre gegeben sind und doch bleibt da ein schaler Beigeschmack: Es kam mir vor, als versuche Nesbø sich bzw. seine bisherigen Werke in puncto Seitenzahl, Mordbeschreibungen, kantige Charaktere selbst zu überbieten – das war dann in Summe „zu viel von allem“ und zu wenig spezifisch. Allerdings fällt das beim Hörbuch weniger auf als beim Buch - sicher dank Uve Teschners Stimme und Vortrag, die einen manche dieser "unstimmigen Kleingikeiten" übersehen lassen. Nesbø könnte es besser … doch beim Hörbuch werden die 3,5 Sterne aufgerundet.